Landnutzungsrechte.


Bild von INSD

Allgemeines
Die Weltbank , der IWF und andere Organisationen verlangen von der burkinischen Regierung dringend eine Privatisierung der Böden und eine Festschreibung des Bodenrechts. Das gilt als Grundvoraussetzung für das Engagement ausländischer Investoren.

Dagegen stehen die Interessen der eigenen Bevölkerung:
Die dem Klima und dem Boden angemessene landwirtschaftliche Methode ist der Wanderhackbau. Dabei wird dem Bauern ein bestimmtes Stück Land für bestimmte Zeit zur Nutzung zugewiesen. Die Größe der Fläche richtet sich außer der Bodenqualität vor allem nach seiner Arbeitskraft. Nach Ablauf der Nutzungszeit bekommt  das Land eine lange Brachezeit und der Bauer neue Flächen. In der Brachezeit kann der Boden sich erholen und wieder eine geschlossene Pflanzendecke ausbilden. Die Viehherden, die ihn dann als Weide nutzen, sorgen für eine Düngung.  Land im Privateigentum würde zu einer intensiveren Nutzung der Felder führen. Lange Brachezeiten wären nicht mehr möglich. Der Boden würde nicht nur ausgelaugt sondern wäre auch stärker dem, durch den Klimawandel zunehmenden, Starkregen ausgesetzt. Beides würde die Bodenerosion beschleunigen und im Norden des Landes die Desertifikation vorantreiben.   
Weiterer Widerstand gegen privatisierten Boden kommt von den Fulbe-Stämmen. (Im Partnergebiet sind das die Peulh.) Sie treiben als nomadische oder halb-nomadische Wanderhirten  im Auftrag der sesshaften Bauern Vieh durch das Land  zusammen mit dem eigenen. Sie tun das nicht nur um frische Weidegründe zu finden , sondern auch um saisonal der Tse-Tse Fliege auszuweichen. Ohne diese Wanderbewegung wäre Rinderhaltung in Burkina wohl nicht möglich. So lange es genügend freie Flächen gibt und das Land „niemanden“ gehört ist das praktikabel. Jedoch kommt es bereits jetzt immer häufiger zu Konflikten zwischen Bauern und Hirten wegen der Schäden die die Tiere in den Feldern anrichten. Privates, gar eingezäuntes Land würde die Bewegung der Herden selbst in der Trockenzeit einschränken.
Schließlich kommt die inner-burkinische Migration hinzu. Durch den Rückgang der Niederschläge im Norden des Landes sind viele Familien gezwungen in den Süden abzuwandern. Die Migranten haben nicht das Geld um sich
Land zu kaufen. Stattdessen integrieren  sie sich in das Landverteilungssystem durch Arrangements mit den lokalen Erdherren. Der Staat könnte ein Umsiedlungsprogramm starten. Dazu müsste er aber bestimmte Ethnien praktisch enteignen, das ginge sicher nicht ohne Widerstände. (Zur Zeit gibt es in Burkina keinerlei ethnische Konflikte.)

Insgesamt steht die Regierung damit vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Die vielen Bodenrechtsreformen erscheinen als verzweifelte Versuche die Probleme „irgendwie“ in den Griff zu bekommen. Für eine Privatisierung aller Böden müsste die Landwirtschaft  vollkommen umgestellt und/oder Einkommen geschaffen werden das nicht von der Nutzung von Land abhängig ist. Beides erscheint utopisch.