Brunnen.
Wie der Mensch zum Brunnen kam.

Zementringbrunnen (puit)

Pumpbrunnen (forage)

Zapfstelle (robinet public)

Wasserholen ist Schwerarbeit.
Sie wird normalerweise von Frauen verrichtet. Wenn sich auch im allgemeinen mehrere Frauen die Arbeit teilen, so bleibt doch die Belastung für jede Frau gewaltig: Der Tagesbedarf an Wasser beträgt etwa 4 l pro Person und etwa 15 l Grundbedarf zum Kochen und Waschen für eine 6 köpfige Familie. Eine Frau, die diesen Bedarf decken muss, muss also 39kg Wasser tragen.(In Deutschland beträgt der durchschnittliche Wasserbedarf pro Kopf und Tag etwa 140 l). Schöpft sie dieses Wasser aus offenen Brunnen (puits), so muss sie dieses Gewicht auch noch aus dem Brunnen herausheben. Im allgemeinen tut sie dies mit einer Puisette, einem Schöpfsack der etwa 3 l Wasser fasst. Nach dem Heraufheben muss das Wasser zum Hof transportiert werden. Die Frauen tragen dabei das Wasser in einem Gefäß auf dem Kopf, häufig haben sie dabei noch ein Kleinkind auf dem Rücken. Als Gefäß dient oft ein Tonkrug (Canari), zum Gewicht des Wassers kommt dann das Gewicht des Kruges hinzu. Ein Canari fasst etwa 20 l, für den angenommenen Bedarf sind also 2 Brunnengänge nötig. Erleichtern kann man die Transportarbeit durch den Einsatz von Eselskarren mit Wasserfass oder durch ein dichteres Netz von Brunnen. Die Bewässerung von Gärten und Feldern kann durch den Einsatz von Pedalpumpen erleichtert werden.

Staatsziel zur Trinkwasserversorgung ist: jeder Mensch sollte maximal 500 m von seinem Wohnort entfernt eine Trinkwasserstelle finden, und diese Stelle sollte nicht von mehr als 300 Personen genutzt werden.
Das Staatsziel ist zur Zeit bei weitem noch nicht erreicht. Ob es je erreicht wird erscheint zweifelhaft. In unserem Partnerschaftsgebiet gibt es, bedingt durch den Wanderhackbau, viele Einzelgehöfte mit je 30-40 Bewohnern. Ein Pumpbrunnen kann von ihnen nicht unterhalten werden.

Die traditionellen, gegrabenen Brunnen versiegen in den letzten Jahren immer häufiger. Grund dafür ist die wachsende Bodenversiegelung, die durch die Intensivierung der Landwirtschaft (Bevölkerungsdruck) und zunehmende Starkregenereignisse verursacht wird. Eine Vertiefung der Brunnen endet spätestens dann wenn die Grabung auf Felsgestein trifft - in Garango ist dies im Mittel bei 30 m der Fall.

In den Dörfern werden die Gehöfte im Abstand einer Bogenschussweite gebaut um die Anlage von "Hausfeldern" zu ermöglichen. Die Errichtung einer zentralen Wasserversorgung scheitert hier an ökonomischen Überlegungen.
Ein weitmaschiges Brunnennetz erzwingt die Lagerung größerer Mengen an Wasser über einen oder gar mehrere Tage. In Garango geschieht dies in offenen Tonkrügen im Innenhof der Hütten. Hühner und Hunde laufen dort frei umher, in kleinen Gehöften auch Schafe und Ziegen. Die Trinkbecher, einfache Plastikgefäße, werden meist auch
zum Schöpfen benutzt. Nach Gebrauch werden sie "irgendwo" abgestellt.

Möglichkeiten für den Ausbau und Verbesserung des Brunnennetzes:
1. gefasster Schachtbrunnen
er schöpft das Oberflächenwasser ab und kann bis zu Tiefen von 30 m von der Dorfgemeinschaft leicht gebaut und unterhalten werden.
Im Zuge des Programms "Brunnen für Garango" hat Claudia Sam in den Jahren 1988-92  Brunnenbauer ausgebildet und etwa 20 Brunnen gebaut. Jede der partnerschaftlichen Schulen hat einen  Brunnen. Eine Untersuchung im August 2005 zeigte aber, dass von 30 Schachtbrunnen nur zwei Wasser führten.

2. gebohrter Pumpbrunnen
er erreicht Tiefen bis zu 70-80 m und wird häufig von ONG's oder privaten Gruppen gebaut. Die Dorfgemeinschaft ist für Unterhalt und Wartung zuständig.
Nach den Erfahrungen von 2005 hat Ladenburg bisher (2012) 5 solcher Pumpbrunnen gebaut. (Komtoéga, Torla, Boussouma, Boura, Sanogho) 2015 sind 11 weitere hinzugekommen.

3. zentrale Wasserversorgung
ein solches System fördert das Wasser aus großen Tiefen und leitet es an öffentliche oder private Zapfstellen weiter. Gebaut und unterhalten werden diese Einrichtungen von der staatlichen Organisation ONEA. Voraussetzung ist allerdings eine Mindestabnehmerzahl sowie eine hinreichende Bevölkerungsdichte. Besteht eine zentrale Wasserversorgung kann es von privaten Spendern über einen Vertrag mit ONEA erweitert werden.
Mit Hilfe des Rotary-Clubs konnten wir 2007 zwei Wasseranschlüsse im Schulzentrum Ecole Ladenburg einrichten.

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